Die andere Seite der Heimat: Andreas Gabberts Buch feiert „Das Licht der Eifel“

Von Christoph Hahn

Wo aus einem Projektor fällt gleißendes Licht durch ein Fenster im blau-schwarz-tintige Erde, wie ein Spotlight bei einer Bühnenshows. Überhaupt fällt bei den Fotos von Andreas Gabbert aus Monschau-Imgenbroich immer wieder auf, was für ein Spektakel die Wolken da oben am Himmel entfalten. Mal scheinen sie wie mit glühender Lavamasse durchwirkt, mal dringt wie aus kleinsten, feinsten Poren das Licht der Sterne hindurch, wirkt der Blick nach oben wie ein Hinausschauen in die Fern des Alls mit seinen Nebeln, Supernovae und anderen Gestirnen. Da, wo sich Himmel und Erde berühren, da spielen sich die Bild-Geschichten des Andreas Gabbert ab – der mit seinem ersten Bildband vor allem eines beweist: Das in ihm nicht nur ein Künstler, sondern auch ein – weil zugleich Journalist – Erzähler steckt.

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He’s got an eye for the sky: Der Himmel und seine Farben spiegeln stets aufs Neue „Das Licht der Eifel“ wider. Foto: Andreas Gabbert

Heimattümelei ist Gabbert, einem eher zurückhaltenden Menschen, fremd. Es geht ihm nicht ums Verklären von Menschen, Bauwerken und anderen Merkmalen lokaler und regionaler Identität. „Das Dorf“ und andere Stereotypen tauchen kaum auf. Und wenn doch mal ein typisch Nordeifeler Fachwerkhaus den Bildraum schmückt, dann präsentiert es der Fotograf mit einer gewissen dokumentaristischen Kühle. Diese Kühle bedeutet übrigens nicht, dass die zum Beispiel die vom Rand des Talkessels aufgenommenen Panoramen des Städtchens Monschau etwas anderes sind als eindrucksvoll. Nein: Der Betrachter mag sich da fast fühlen wie der Herrgott, den der Teufel auf einen Berg führt und zwecks Versuchung die Welt in ihrer ganzen verschwenderischen Fülle und Pracht vorführt.

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Magische Stimmung: Oft wartet der Fotograf lange Stunden, bis sich in einer Sekunde Bilder wie dieses ergeben. Foti: Andreas Gabbert

Andreas Gabbert inszeniert die Eifel, seine Eifel, also mit kühlem Blick, aber mit liebendem Herzen. Da ist nichts Überhöhtes, aber viel strahlende Stille. Die Himmels-Panoramen, die Baumalleen mit weidenden Pferden und die Moore des Hohen Venns, die Gabbert neben den Stadt-Ansichten in großer Fülle auf den 240 Seiten seines vom Ästhetischen wie vom physischen Eindruck in den Händen des Betrachters gewichtigen Buches vor dem Leser ausbreitet, verströmen eine Weiträumigkeit, die mit Engstirnigkeit und geistiger Begrenztheit, wie sie sich in diesen Tagen unter den Wählern und Politikern der Partei mit dem A nur allzu oft findet, nicht das Allergeringste zu tun hat.

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Drama, Drama, Drama, Baby: Die Wolken und ihre Schichtungen spielen eine wichtige Rolle. Foto: Christoph Hahn

„Das Licht der Eifel“ zeigt, was Heimat einem Menschen sein kann und wie dieser Mensch diese Liebe weitergibt. Geistiger und physischer Enge begegnet Gabbert mit der Weiträumigkeit seiner Landschaften. Die Immaterialität des Lichts, das der Fotograf vom Naturbild bis hin zum von den Langzeit-belichteten Scheinwerfern nächtlich vorbeifahrender Autos umspielten Industriebau vielgestaltig in Formen fließen und sich ergießen läßt, enthebt sich jeder Erdenschwere. Gabberts Bilder haben zwar ihren festen, unverwechselbaren Ort. – aber mit ihrer Leichtigkeit können sie reise, in alle Herzen und in alle Bücherregale.

Andreas Gabbert: Licht der Eifel – zwischen Venn und Nationalpark. 240 Seiten, 23 mal 23 Zentimeter, Grenz-Echo-Verlag Eupen. ISBN 978-3-86712-130-9 , Preis: 29,95 Euro.

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